Stell dir vor, dein Verstand ist eine unsichtbare Schaltzentrale, die ständig im Einsatz ist, wie ein Jongleur, der Termine, Alltagsaufgaben und die Bedürfnisse anderer Menschen im Kopf behält. Diese permanente geistige Aktivität nennt man Mental Load, ein unsichtbares Gewicht, das sich durch unseren Alltag zieht. Es ist wie ein ständiges Flüstern im Hintergrund, das uns überfordert und erschöpfen kann. Doch was, wenn es Möglichkeiten gäbe, dieses Flüstern zu dämpfen und den Stress zu reduzieren?
"Mental Load" bezeichnet die unsichtbare, mentale Arbeit, die oft mit der Organisation und dem Management von Haushalts- und Familienaufgaben verbunden ist. Es handelt sich dabei um das Planen, Überwachen und Erinnern an alltägliche Aufgaben wie Einkaufen, Terminplanung, Kinderbetreuung oder die Koordination von Haushaltsaufgaben.
Mental Load umfasst nicht nur die eigentliche Ausführung dieser Aufgaben, sondern auch die ständige mentale Anstrengung, an alles denken zu müssen und dafür verantwortlich zu sein, dass alles reibungslos abläuft. Daher geht es meist nicht nur um die offensichtlichen Aufgaben wie Putzen oder Kochen, sondern auch um die vielen unsichtbaren Tätigkeiten, die im Hintergrund ablaufen.
Mental Load kann jeden von uns betreffen, weil jeder Haushalt und jede Familie organisatorische und planerische Arbeit erfordert. Allerdings fällt diese Last oft unverhältnismäßig stark auf eine Person, was zu einem Ungleichgewicht führen kann. In den meisten Familien trifft dieses Phänomen die Frau, Partnerin bzw. Mutter. Es ist diese unsichtbare, aber allgegenwärtige Last, die den Mental Load so herausfordernd macht.
Veranschaulichung anhand eines Beispiels:
Stell dir vor, du bereitest ein Abendessen vor. Die sichtbare Arbeit besteht darin, das Essen zu kochen. Aber Mental Load umfasst zusätzlich das Planen der Mahlzeit, das Erstellen der Einkaufsliste, das Organisieren der Vorräte und das Sicherstellen, dass die Bedürfnisse aller Familienmitglieder berücksichtigt werden. Von den Lieblingsgerichten der Kinder bis hin zu Allergien oder Essgewohnheiten des Partners.
Weitere Beispiele von Mental Load könnten auch das Erinnern an wichtige Termine, wie Arztbesuche, Geburtstagsfeiern oder Schulveranstaltungen sein. Mental Load bedeutet, ständig an die nächste Aufgabe zu denken und sicherzustellen, dass nichts vergessen wird.
Um Mental Load zu erkennen, kannst du auf bestimmte Anzeichen achten, die meist ziemlich subtil und schwer zu erfassen sind. Deswegen stellen wir dir im Folgenden 6 Hauptsymptome vor:
Ein klares Anzeichen für Mental Load ist die ständige Gedankenreise. Wenn du dich immer wieder dabei ertappst, über anstehende Aufgaben, Termine oder Verpflichtungen nachzudenken, selbst wenn du gerade eine andere Tätigkeit verrichtest, ist das ein Hinweis auf hohe geistige Belastung.
Wenn du regelmäßig Dinge vergisst oder Schwierigkeiten hast, dich auf eine Aufgabe zu fokussieren, kann dies auf Mental Load hindeuten. Bei einer hohen Belastung des Arbeitsgedächtnis kann es zu Schwierigkeiten bei der Informationsverarbeitung und der Fokussierung auf aktuelle Aufgaben führen.
Wenn selbst kleine alltägliche Aufgaben wie ein Berg an Herausforderungen erscheinen, ist dies ein weiteres Indiz für hohen Mental Load. Dieses Gefühl der Überforderung kann sich auf verschiedene Lebensbereiche erstrecken und die Fähigkeit einschränken, den Alltag effektiv zu bewältigen.
Mental Load kann zu Schwierigkeiten beim Abschalten und zu Schlafproblemen führen. Wenn du nach einem langen Tag Schwierigkeiten hast, zur Ruhe zu kommen, oder deine Gedanken dich nachts wachhalten, ist das ein eindeutiges Zeichen. Auch deine Schlafqualität wird dadurch negativ beeinflusst.
Die ständige geistige Belastung kann zu Reizbarkeit und emotionaler Erschöpfung führen. Wenn du schnell genervt bist oder dich emotional erschöpft fühlst, obwohl du dich körperlich nicht besonders angestrengt hast, kann dies auf Mental Load hindeuten.
Das Gefühl, alles allein machen zu müssen, ist ein weiteres Indiz für eine hohe mentale Belastung. Zudem ist das Delegieren von Aufgaben und die zunehmende Schwierigkeit die Aufgaben zu priorisieren, ein mögliches Anzeichen und kann deine allgemeine Lebensqualität beeinträchtigen.
Tägliche mentale Belastungen können auf Dauer schwer mit einem gesunden Lebensstil vereinbar sein. Sie führen oft zu chronischem Stress und gesundheitlichen Problemen, die schlimmer sein können als der Mental Load selbst.
Psychisch gesehen kann Mental Load zu dem dauerhaft erhöhtem Stresshormon Cortisol führen. Betroffene fühlen sich oft überwältigt, haben Schwierigkeiten abzuschalten und erleben häufig Gedankenkreisen. Dies schwächt die emotionale Widerstandskraft und erhöht das Risiko für Burnout erheblich.
Ein Burnout ist ein Zustand totaler emotionaler und mentaler Erschöpfung. Betroffene fühlen sich ausgebrannt, zynisch und ineffektiv, was die Leistungsfähigkeit und Lebensqualität deutlich verringert. Ständige mentale Überforderung kann außerdem zu Depressionen führen, die das emotionale Gleichgewicht stören und anhaltende Traurigkeit und Antriebslosigkeit verursachen.
Auch physische Folgen gehen mit Mental Load einher. Chronischer Stress führt zur Schwächung des Immunsystem und führt häufig zu Schlafstörungen, was wiederum Krankheiten wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes begünstigt. Betroffene leiden oft unter Muskelverspannungen, Rückenschmerzen und Kopfschmerzen, die durch ständige Anspannung und fehlende Erholung entstehen.1
Neben gesundheitlichen Folgen hat Mental Load soziale Auswirkungen. Beziehungen und das Familienleben können leiden, da Betroffene sich nicht verstanden fühlen und Anerkennung für „Kleinigkeiten" fehlt. Beruflich und finanziell ergeben sich Nachteile, besonders für Frauen, die weniger Zeit für Weiterbildung und Karriereentwicklung haben. Dies führt zu Karrierenachteilen und einer schlechteren Altersversorgung.
In unserer heutigen modernen Gesellschaft sind traditionelle Geschlechterrollen nach wie vor tief verwurzelt. Trotz Fortschritten in Richtung Gleichberechtigung, tragen Frauen immer noch häufig die Hauptlast der häuslichen und familiären Verantwortung. Hauptgrund hierfür sind traditionelle Geschlechterrollen, mit denen wir oftmals aufwachsen.
Traditionelle Geschlechterrollen haben über Jahrhunderte hinweg festgelegt, dass Frauen für den Haushalt und die Familie verantwortlich sind, während Männer die Rolle des Hauptverdieners übernehmen. Diese Rollenverteilung hat tiefe Spuren hinterlassen und beeinflusst noch immer die Erwartungen an Frauen und Männer.
Auch wenn viele Frauen heute berufstätig sind und Karriere machen, wird von ihnen oft zusätzlich erwartet, dass sie die Hauptverantwortung für den Haushalt und die Betreuung der Kinder übernehmen. Oft sind prägende Vorbilder Mütter und Großmütter, die die Hauptverantwortung für die häusliche Arbeit tragen. Diese Vorbilder prägen das Verständnis von Geschlechterrollen und beeinflussen, wie Frauen ihre eigenen Verantwortlichkeiten wahrnehmen.
In vielen Partnerschaften kommt es, bewusst oder unbewusst, zu mentalen Lasten, die im ersten Schritt unbedingt angesprochen werden müssen. Um die Problematik besser ansprechen zu können und somit die Lebensqualität beider Partner wieder zu verbessern, kannst du folgende Themen beherzigen:
• Offene Kommunikation: Redet regelmäßig über eure Gefühle und welche Aufgaben ihr belastend findet. Ihr schafft Missverständnisse aus der Welt und versteht eure persönlichen Herausforderungen besser.
• Aufgaben gleichmäßiger verteilen: Erstellt eine Liste und teilt die Aufgaben fair untereinander auf. Durch die faire Aufgabenteilung fühlt sich kein Partner mehr überlastet.
• Externe Unterstützung in Anspruch nehmen: Man darf um Hilfe bitten und diese auch annehmen! Externe Unterstützung wie Reinigungskräfte oder Babysitter können euch dabei helfen wieder mehr Zeit im Alltag zu haben.
• Flexiblere Arbeitsmodelle nutzen: Homeoffice und Gleitzeit ermöglichen dir dein Beruf und Privatleben besser zu vereinbaren. Mehr Flexibilität für weniger Stress.
• Zeitmanagement und Priorisierung: Regelmäßiges Überprüfen und Priorisieren eurer Aufgaben und Termine erleichtern euch euren Alltag. Beispielsweise kann eine gemeinsame Kalenderführung helfen, den Überblick zu behalten.
• Selbstfürsorge und gemeinsame Auszeiten: Nehmt euch regelmäßig Zeit für euch selber und kümmert euch umeinander. Gemeinsame Auszeiten stärken die Beziehung und bieten eine willkommene Erholung!
• Anerkennung und Wertschätzung: Einfach mal Danke sagen oder ein Kompliment verteilen bewirkt wahre Wunder!
In einer zunehmend gleichberechtigten Gesellschaft rücken Themen wie Care-Arbeit und Equal Care in den Fokus. Doch was bedeuten diese Begriffe und wie hängen sie mit Mental Load zusammen?
Care-Arbeit umfasst alle Tätigkeiten rund um Fürsorge und Betreuung von Menschen, wie Kinderpflege, Altenpflege, Krankenbetreuung, aber auch alltägliche Aufgaben, wie Kochen, Putzen und Haushaltsorganisation. Diese Arbeit ist essenziell für Familien, wird jedoch oft nicht als "echte" Arbeit anerkannt und bleibt daher unsichtbar und unbezahlt. Traditionell wurde Care-Arbeit überwiegend von Frauen übernommen, während Männer für die finanzielle Sicherheit sorgten.
Equal Care bedeutet, dass die Verantwortung für Care-Arbeit fair und gleichmäßig zwischen allen Familienmitgliedern oder Partnern aufgeteilt wird. Es geht darum, Care-Arbeit nicht nur gerecht zu verteilen, sondern auch anzuerkennen und wertzuschätzen. Dieses Konzept fordert eine gerechte Verteilung der Aufgaben innerhalb der Familie. Zusätzlich verschafft es professionellen Care-Arbeitern bessere Arbeitsbedingungen und Entlohnung.
Der Mental Load entsteht aus der täglichen Last der Care-Arbeit, die oft als selbstverständlich angesehen wird. Besonders Frauen, die den Großteil der Care-Arbeit leisten, tragen die größte mentale Last. Sie sind meist für die Planung und Organisation des Alltags verantwortlich. Dieser Unterschied der Care-Arbeit hat einen Namen: Gender Care Gap. Dieser Begriff beschreibt die unterschiedliche Zeiteinteilung von Mann und Frau für das „Kümmern".
Equal Care hingegen zielt darauf ab, diese Verantwortung gerecht aufzuteilen und den Mental Load zu reduzieren. Partner werden ermutigt, sich mehr in die täglichen Denkaufgaben einzubringen, um eine faire Verteilung und somit eine Entlastung, besonders für Frauen, zu erreichen.2
Um die gesundheitlichen Folgen und den Stress zu mindern ist es wichtig sich dem Thema Mental Load anzunehmen und Methoden der Stressbewältigung in den Alltag zu integrieren. Wir zeigen dir einige Tipps & Tricks, wie du dein Stresslevel nach unten fährst und ein ausgewogeneres Leben führst.
Erstellen einer To-Do Liste, um vermeidliche Kleinigkeiten oder bloße Gedanken aufzuschreiben. Dadurch werden deine unsichtbaren Aufgaben sichtbar und du kannst diese besser priorisieren bzw. deinen Tag effektiv strukturieren.
Du musst nicht alles allein machen. Diesen Satz solltest du dir gut einprägen und Aufgaben in der Familie delegieren. Vertraue darauf, dass dein Partner, deine Kinder oder andere Familienmitglieder in der Lage sind, Aufgaben zu übernehmen.
Perfektionismus und unerreichbare Ideale solltest du direkt ablegen. Statt immer alles perfekt zu arrangieren, kümmere dich lieber um dich selbst und plane dir bewusste Ruhepausen ein. Beispiel: Statt auf Social Media die perfekte Familie zu verfolgen, gönn dir lieber einen digitalen Detox.
Regelmäßige Auszeiten in Form von Sport sind wichtig, um deine mentale und körperliche Gesundheit zu pflegen. Egal ob du dich deiner Lieblingssportart widmest oder zu beliebten Aktivitäten zur Stressreduktion wie Yoga oder Meditation tendierst. Integriere deine Sportzeiten fest in deinem Alltag, um Routinen zu etablieren.
Ein effektives Zeitmanagement kann den Alltag erheblich erleichtern, zum Beispiel durch die „5-Minuten-Regel". Diese besagt: Alles, was du innerhalb von fünf Minuten bearbeiten kannst, bearbeite sofort. Alles, was länger braucht, terminiere. Diese Regel hilft dir besonders bei neuen Aufgaben und um den Überblick zu behalten.
Integriere deinen Partner aktiv in die Verantwortlichkeiten deines Alltags und zeigt euch gegenseitige Dankbarkeit, auch für die kleinen Dinge. Hierbei könnten euch Dankbarkeitsrituale wie ein Dankbarkeitstagebuch oder Dankbarkeitsbriefe helfen. Lass diese Rituale zur Gewohnheit werden!
Ein weiterer Tipp von uns für den täglichen Stressabbau: Die Beurer Yoga- & Stretchmatte.
Die Matte kombiniert wirkungsvolle Dehnungseinheiten und lockernde Massageprogramme. Sie ist mit Luftkammern ausgestattet, die sich so aufblasen, dass du eine vom Yoga inspirierte Dehnung für Schultern, Rücken und Nacken erlebst. Die Wärme- und Vibrationsfunktion bietet dir zusätzliche Entspannung.
1 Barmer, Mental Load – der unsichtbare Stress in unseren Köpfen, https://www.barmer.de/gesundheit-verstehen/familie/partnerschaft/mental-load-1127154
2 Tagesschau, Equal Care Day, Neue Arbeitswelt – alte Rollenbilder, https://www.tagesschau.de/inland/gesellschaft/care-arbeit-100.html